Bobby
Bobby

Oktober 2018

Gestatten?

Mein Name ist Bobby. Ich bin ein 4 Monate alter Coton de Tulear und hab schon eine Menge hinter mir.

 

Ich bin 2018 gerade noch ein Maikind geworden, und denen sagt man ja nach, sie seien Glückskinder. 

Naja, meine Geschwister und ich hatten einen schwierigen Start.

Viel zu früh wurden wir von unserer Mama getrennt, die wahrscheinlich als Vermehrer gehalten wird.

Im Juni oder Anfang Juli sollten wir schon verkauft werden. Auf der Fahrt dorthin, hat die Polizei aber den Fahrer angehalten. Dann wurden wir erstmal in eine Auffangstation gesteckt und kamen dann in ein Tierheim.

Dort wurden wir zusammen mit anderen Unglückswelpen aufgepäppelt.

Ganz viele fanden mich niedlich, aber so wirklich ernst meinte es keiner...

...Bis eines Tages ein Mann und eine Frau kamen. Sie hatten vorher schon meine Anzeige mit Bild gesehen, dem Tierheim geschrieben und ohne die Antwort abzuwarten, angerufen. Mich wollten sie uuuunbedingt. In einem Begegnungsgarten hab ich sie erstmal beschnuppert. Die haben immer ganz komisch gegrinst und gelacht, wenn ich was getan hab - komisch diese Menschen. Aber sehr lieb. Dann sind sie wieder gegangen und ich hab mit meinen Kumpels weiter gespielt.

Dieser Mann und diese Frau, Thomas und Marion heißen sie, haben sich um alles gekümmert - im ganzen Haus haben sie die Nachbarn befragt, ob es in Ordnung sei, wenn ich dort hinziehe; dem Tierschutz haben sie meine neue Wohnung gezeigt; und beim Bezirksamt waren sie auch schon. Eingekauft haben sie auch für mich - viel zu viel, wie ich finde, die Bürste und das Shampoo hätten sie definitiv weglassen können.

Das Tierheim fand alles toll und rief dann den Thomas an, dass er mich abholen könne.

Das war dann am 05.10., nachmittags.

Ich hatte meinen eigenen Autositz, wo ich sicher aus dem Fenster gucken oder auch entspannt schlafen konnte.

Abends sind wir dann in meinem neuen Zuhause angekommen, alles war so anders. Ich gebe es (nicht gerne) zu, ich war ein wenig schüchtern. 

Thomas klingelte und Marion machte ganz überrascht die Tür auf. Bis dahin dachte sie nämlich, ich würde erst am Tag darauf nach Hause kommen. Hui, hat sie sich gefreut.

Ich hab mir dann mal mein neues Zuhause angeguckt. Im Flur und im Schlafzimmer scheinen Zauberhunde im Schrank zu sein. Sie sehen aus wie ich und machen genau dasselbe. Und wenn man die Tür aufmacht, sind sie weg. Zur Sicherheit knurre ich sie an, dann tun sie mir vielleicht nichts.

Nachdem ich meine Abendportion verschlungen habe, sind wir dann zu dritt spazieren gegangen. Die beiden waren ganz schön langsam, ständig musste ich sie ziehen. Aber das üben wir noch.

Mein Hundekörbchen eignet sich super, um Beute zu lagern, ein Ball und ein Kauknochen hab ich dort schon mal versteckt. Ab und zu finde ich dort sogar Leckerlies. Aber schlafen wollte ich da nicht. Ich hab mich lieber wie ein echter großer Wachhund vor die Eingangstür gelegt.

 

Am nächsten Tag musste meine neue Menschenmami ganz früh raus, es war sogar noch dunkel.

Sie war der Meinung, ich soll mit ihr kurz vor die Tür. Hm ich hab ihr den Gefallen getan, obwohl ich noch ganz müde war. Dafür hab ich ein echt leckeres Frühstück bekommen und konnte anschließend weiter schlummern.

An dem Tag war richtig schönes Wetter. Mein neuer Menschenpapi ist mit mir Auto gefahren und dann waren wir am Wasser gaaanz lange spazieren. Soll wohl ein Fluss sein, ist mir aber egal. Ich hab die ganze Strecke abgeschnuppert. Zuhause bin ich sofort eingeschlafen. Am Nachmittag kam Marion wieder und wir sind nochmal zu der Stelle am Wasser gefahren. Da konnte ich ihr alles zeigen, was ich schon entdeckt hab. 

Ab und zu sagen beide immer so ein komisches Wort (ich hab's schon wieder vergessen), haben ein Leckerli in der Hand und gucken mich erwartungsvoll an. Aber geben wollen sie es mir nicht, egal, wie sehr ich darum bettel. Warum haben sie es denn in der Hand, wenn sie es mir nicht geben wollen? Gemein. Irgendwann hab ich mich dann mal hingesetzt. Die beiden haben sich total gefreut und endlich hab ich mein Leckerli bekommen. So einen Zirkus veranstalten die mit mir. Das lasse ich aber nicht immer mit mir machen. Die Gänsefedern am Strand sind auch viel interessanter.

Zuhause wollten sie mich unbedingt baden. Ich stinke, haben sie gesagt. Kann gar nicht sein, wovon denn?

Ich sag mal, ich hab es ertragen, es gibt schlimmeres. In Handtüchern eingewickelt hab ich mit den beiden gekuschelt, bis mein Fell trocken war. Nun sollte ich gebürstet werden, oje, warum denn? Ich hab versucht mich zu wehren und schnappte nach der Bürste. Sowas braucht kein Hund. Aber Marion blieb hartnäckig und hat mich ganz flauschig gekämmt. So ein anstrengender Tag, da muss ich erstmal drüber schlafen.

 

...einige Monate später...

 

Jetzt ist August 2019 und ich habe seit meinem Einzug schon eine Menge erlebt. Mein erstes Weihnachtsfest, Schnee, lautes Geknalle mit bunten Blitzen am Himmel, das Meer kenne ich nun schon. Manches fand ich toll, anderes nicht so. Im März musste ich sogar in eine Klinik. Dort haben die mein Knie operiert, weil meine Kniescheibe ständig raussprang. Das war vielleicht doof, alles was Spaß machte, durfte ich plötzlich nicht mehr. Meine Menscheneltern haben sich aber alle Mühe gegeben, um es mir so angenehm wie möglich zu machen. Nach einiger Zeit heilte mein Beinchen und inzwischen kann ich wieder richtig umherspringen und flitzen wie der Wind. 

 

Also alles ganz prima.

Nur wenn beide arbeiten müssen, dann bin ich traurig. Das zeige ich ihnen auch immer, sodass sie ein richtig schlechtes Gewissen haben. Und zwar jedes Mal, wenn sie die Tür schließen. Mir ist dann auch mal langweilig. Dann suche ich mir Beschäftigung. Ich kann zum Beispiel die Wohnung umräumen und dekorieren. Was freue ich mich immer, wenn Thomas oder Marion nach Hause kommen. Nun waren Freunde bei uns zu Besuch, mit einer Hündin. Die fand ich toll. Sie mich leider nicht so. Jedes Mal, wenn ich sie beschnuppern wollte, hat sie mich angeknurrt und weggebissen. Aber ich blieb hartnäckig, wenn auch mit geringem Erfolg. Hach, war das schön, dass immer ein Vierbeiner bei mir war. Doch dann ist sie mit ihrer Familie plötzlich weggefahren und kam nicht wieder.

 

Kurze Zeit später sind wir mit dem Auto Richtung Norden gefahren. Wir hielten an einem Haus, wo schon eine Frau mit einem winzigen Vierbeiner auf uns wartete. Der war etwas schüchtern, wenn auch neugierig. Auf einer großen Wiese hab ich ihm erstmal gezeigt, was ich alles kann: Schmetterlinge jagen, im Zickzack rennen, große Hunde am Zaun anbellen... als wir in dem Haus der fremden Frau waren, hab ich dem kleinen Wuschel erstmal sein Futter weggefressen. Das stand da so rum und ich hatte Appetit. Den kleinen hab ich auch beschnuppert, der scheint in Ordnung zu sein. Dann sind wir wieder nach Hause gefahren. Zwei Tage später sind wir allerdings schon wieder dorthin gefahren. Ja, von mir aus, wenn ich was zu fressen abgreifen kann und mit dem kleinen Wuschel wieder spielen kann...

 

Doch dann, bei der Verabschiedung setzen die einfach den Winzling in unser Auto. Was soll denn das nun wieder? Vielleicht als Besuch wie die Hündin vor ein paar Tagen? Aber mein Spielzeug bekommt der nicht! Na vielleicht eins, wenn ich es gerade nicht will. Gary heißt das winzig wobbelnde Fellknäuel. Er ist übrigens auch ein Maikind, nur eben ein Jahr jünger.

 

Mann mann mann, kann der nerven. Üüüberall, wo ich bin, ist der auch. Gehe ich weg, latscht der mir hinterher. Nur auf der Couch oder auf dem Bett habe ich meine Ruhe, denn seine Beinchen sind zu kurz. Dann muss der ständig raus, auch nachts. Ich bin ja gerne draußen, aber so oft? Und nachts? Und immer nur 10-15 Minuten? Das ist total öde.

 

Mittlerweile ist Gary schon sieben Monate alt, fast so groß wie ich und unheimlich frech. Aber ich liebe meinen kleinen Bruder...

Gary ist übrigens fast berühmt. Jedenfalls war ein Foto von ihm in einem Kalender, wo nur Cotons zu sehen sind. Jetzt ist bei uns die ganze Zeit März...

 

Oktober 2020

Was ist das nur für ein komisches Jahr. Angefangen hat es ja wieder mit diesem blöden Geknalle und mit Blitzen am Himmel. Das mag ich ja gar nicht. Ich hab mich lieber im Badezimmer verkrochen und gehofft, dass es bald aufhört. Meine Menscheneltern und Gary waren bei mir, so dass ich mich nicht verloren fühlte.

Dann kam ja die Corinna, so haben die im Fernsehen sie genannt. Da wir aber sehr ländlich leben, habe ich das kaum gemerkt, außer... Das Tolle an dieser Corinna ist ja, dass meine Menschenmami uns morgens nicht mehr verlässt. Wir müssen zwar leise sein, können aber zufrieden bei ihr kuscheln und schlummern, während sie da rumsitzt, in den Computer guckt und hin und her klickt.  

Letzten Monat waren wir vier im Urlaub. Da konnten wir toben und planschen. Eigentlich wie zu Hause, aber eben im Urlaub.

Ich wohne ja nun schon zwei Jahre hier und denke, dass ich es nicht hätte besser treffen können. Meine Erlebnisse mit Gary erzähle ich übrigens auf Facebook.